Deutscher Verband für Landschaftspflege - DVL e.V.
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Wertachkiesel

Geologie im Bachbett

Sprecher: Jürgen Brunner
Bilder: Dr. Michael Schneider
Redaktion: Dr. Michael Schneider, Christiane Feucht
Schnitt: Alexander Freuding

Vier der fünf Gesteinsformationen der Alpen liegen hier vor Ihnen im Bachbett. Schauen Sie sich die Steine einmal genauer an, sie erzählen so einiges über ihre Vergangenheit.

Die meisten Wertachkiesel bestehen aus hellgrauem Kalkstein, der vor ca. 220 Millionen Jahren aus tropischen Meereslebewesen und Sedimenten entstanden ist. Den Kalk kann man durch Beträufeln mit Salzsäure nachweisen, wobei schäumend Kohlendioxid entweicht.

Im Kalkstein findet man selten Fossilien. Jedoch wurden kalkbildenden Kleinlebewesen, wie Korallen, in fein verteiltes erdölartiges Bitumen umgewandelt. Schlagen Sie doch mal zwei Kalksteine gegeneinander, dann können Sie den typischen Schmauchgeruch des Bitumen riechen. Die weißen Adern im Gestein entstanden an Bruchstellen, die im Laufe der Zeit mit dem Mineral Calzit verkittet wurden.

Bei den kantigen, oft grünlichen Brocken handelt es sich meist um Grünsandstein, der vor etwa 100 Millionen Jahren entstand. Da das Gestein sehr verwitterungsbeständig und deshalb für Uferverbauungen geeignet ist, wird es in Steinbrüchen bei Wertach abgebaut.

Etwas jünger ist der braungelbe Flyschsandstein, der an manchen Stellen zwischen Unterjoch und Wertach mächtige Riegel im Bachbett bildet. Gelegentlich bildet er auch natürliche Wassermühlen. Sie entstehen durch Steinen, die vom Wasser angetrieben werden und sich über Jahrtausende kreisförmig in den Sandstein eingeschleifen.

Der graue Tonstein liegt oft in Form charakteristischer, dünner geschieferter Plättchen vor. Dieses Gestein ist sehr weich, wenig beständig und kommt deshalb nicht im Geschiebe, sondern nur am Ufer vor. Manche dieser Plättchen tragen die fossilen Spuren von Schnecken und Würmern, die einst den Meeresschlamm nach Fressbarem durchsuchten.

Schließlich findet man nördlich von Wertach Nagelfluh, der vor etwa 30 Millionen Jahren aus Schotter, Sand und Ton der damaligen Alpenflüsse entstand. Manche Stücke sehen aus wie Waschbeton, daher der Name „Herrgottsbeton“. Das Gestein ist sehr brüchig und wird im Bach schnell wieder in seine Bestandteile zerrieben.

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