Deutscher Verband für Landschaftspflege - DVL e.V.
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Wasserkaskaden

Wunderwerk der Natur

Sprecher: Jürgen Brunner
Text: Rüdiger Kroll
Bilder: Dr. Michael Schneider
Redaktion: Dr. Michael Schneider, Christiane Feucht
Schnitt: Alexander Freuding

Südöstlich von Görisried verbindet der „Hängesteg“  das West- und Ostufer der Wertach. Er ist für viele Kilometer die einzige Möglichkeit, die Wertach trockenen Fußes zu überqueren.

Hier zeigt sich ein besonderes Naturphänomen: Das Wasser hat im Laufe der Zeit Kaskaden aus Kalktuff gebildet. Solche Formationen entstehen, wenn aus kalkhaltigem Wasser Kalk ausfällt. Je mehr Kohlendioxid im Wasser enthalten ist, desto mehr Kalk kann sich lösen und umgekehrt: verringert sich der CO2-Gehalt im Wasser, scheidet sich Kalk ab. Ähnliches passiert zum Beispiel in Wasserkochern: Wenn beim Erhitzen kalkhaltigen Wassers CO2 entweicht, bilden sich Kalkablagerungen.

In der Natur geschieht dies dadurch, dass kalkhaltiges Wasser kurz nach der Quelle über Wasserpflanzen strömt. Diese benötigen das CO2 zur Photosynthese und entziehen es dem Wasser. Der Kalk fällt aus. An der Bildung der Kalkformationen sind Algen und Moose beteiligt. Die mikroskopisch kleinen Herzalgen beispielsweise bilden eine ringförmige Kalkschicht, die sich verästelt und im Jahr mehrere Millimeter wachsen kann. Dieser gelbliche Quellkalk bildet dann halbkugelige Polster und überzieht Steine, Blätter und selbst lebende Pflanzen.

Das alles geschieht sehr langsam, in sehr großen Zeiträumen und unter relativ gleichbleibenden Bedingungen. Deshalb kann man sich vorstellen, dass die Kalktuff-Kaskaden am „Hängesteg“ an der Wertach viele hundert Jahre gebraucht haben, um ihre jetzige Größe zu erreichen.

Solche Kalktuffkaskaden sind sehr selten. Sie sind in der Wertachschlucht und im Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet „Wertachdurchbruch“, einem Schutzgebiet von europäischer Bedeutung, zu finden. Deshalb – schätzen Sie dieses Wunderwerk der Natur und gehen Sie pfleglich damit um, damit sich auch künftige Generationen daran erfreuen können.

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